Kinder und Sicherheit
Mit Kindern im Wald: ein Wildnispädagoge über Risiken und Sicherheit
Kinder schnitzen Holz im Wald

Mit Kindern im Wald: ein Wildnispädagoge über Risiken und Sicherheit

In der Natur zu leben und zu überleben: nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder können das in einem Wald in der Nähe von Kevelaer erleben und lernen. Feuer machen oder mit Messer, Axt und Säge umgehen: das macht Spaß, ist aber auch gefährlich. Bei den Wildnispädagogen von Naturabenteuer Niederrhein gehört daher das Thema Sicherheit bereits zur Ausbildung.

Der Wildnispädagoge und Inhaber Christian Meister startete 2015, dass er Menschen ermöglicht, die Wildnis zu entdecken. Er erzählte uns, was er und sein Team mit den Kindern im Wald erleben, warum sie mit ihnen auch gefährliche Dinge machen und wie sie für Sicherheit sorgen.

Warum ist es für Kinder wichtig, den Wald zu erleben? Was ist Euer Ziel?

Wir wollen für Kinder eine gute Zeit kreieren, damit sie hinterher sagen können: im Wald war es total toll. Sie sollen wild sein können und Abenteuer in der Natur erleben. Wir wollen die Kinder wirklich Kind sein lassen. Wir geben ihnen die Möglichkeit, sich in Räume zu begeben, wo sie das machen können, worauf sie Lust habe

Warum ist es für Kinder wichtig, den Wald zu erleben? Was ist Euer Ziel?

Vor allem wollen wir der Entfremdung von der Natur entgegenwirken. Die Kinder machen Feuer, bauen Hütten und schlafen im Wald. Außerdem schärfen wir mit wildnispädagogischen Übungen ihre Wahrnehmung.

Im Wald ist es im Sommer kühler als in den Städten, was besonders an heißen Tagen wichtig ist. Wir dürfen daher als Menschen nicht das Wissen um den Ort vergessen, in dem wir viele Hunderttausend Jahre gelebt haben und der genetisch noch in uns drinsteckt.

Wie verhalten sich die Kinder spontan, wenn sie zu Euch in den Wald kommen?

Als dieses Jahr unser Ferienprogramm stattfand, war es sehr heiß. Gleich am ersten Tag sind alle Kinder im Teich gewesen. Dass der voller Entengrütze war, hat die gar nicht gestört.

Die Komfortzone zu verlassen, ist für die Kinder in der Regel ganz leicht. Das wird erst schwierig, wenn man erwachsen wird.

Bei unseren Angeboten für Schulklassen sind aber manchmal Kinder dabei, die sich um ihre Schuhe oder um die Klamotten Sorgen machen. Wenn Schulklassen aus Ballungsräumen zu uns kommen, kann es da auch Zehnjährige geben, die vorher noch nie einen Wald von innen gesehen haben.

Gibt es denn Unfälle, wenn Ihr die Kinder wild sein lasst?

Ein paar Beulen oder dass sich mal ein Kind in den Finger schneidet, ist das Schlimmste, was bei uns bisher passiert ist. Wichtig ist natürlich auch, dass alle, die bei uns arbeiten, schon jahrelange Erfahrung haben und ausgebildete Ersthelfer sind.

Wir bilden ja auch selbst zur Wildnispädagogik aus. Da lernt man, Menschen in die Natur zu führen. Aber selbstverständlich muss man dann auch in der Lage sein, Rettungswege zu finden und Erste Hilfe zu leisten. Wenn man mal in einer gefährlichen Situation ist, darf man damit nicht überfordert sein, sondern muss gut reagieren können.

Gibt es denn Unfälle, wenn Ihr die Kinder wild sein lasst?

Christian Meister: Wildnispädagoge und Inhaber von Naturabenteuer Niederrhein.

Auch Schnitzen und der Umgang mit Axt und Säge stehen auf dem Programm. Warum lasst Ihr die Kinder so gefährliche Dinge machen?

Die Kinder entwickeln Selbstvertrauen, wenn sie das machen. Zuhause erzählen dann viele ganz begeistert, dass sie es zum Beispiel geschafft haben, ein Holz zu spalten. Solche Momente sind uns sehr wichtig, damit sie Vertrauen in sich und ins Leben bekommen.

Wir beobachten bei den Eltern den Trend, dass deren Vertrauen in die Kinder immer mehr verloren geht. Dass man Angst hat um seine Kinder, das verstehe ich; vor allem angesichts der Nachrichten über zunehmende Kriminalität. Wenn man aber nicht ständig in Angst leben will, muss man Vertrauen haben.

Wir Menschen müssen lernen, mit Risiken zu leben, weil das Leben voller Risiken ist. Es funktioniert nicht, jederzeit kontrolliert durchs Leben zu gehen. Wer nicht lernt, mit Risiken umzugehen, der lebt meines Erachtens ständig in Angst und Sorge; und dann fehlt oft Leichtigkeit und Lebendigkeit.

Wie stellt Ihr sicher, dass nichts Schlimmes passiert? Verwendet Ihr Werkzeug, das speziell für Kinder gemacht ist?

Beim Schnitzen verwenden wir spezielle Kindermesser, die Vorne nicht spitz sind, sondern eine abgerundete Klinge haben. Ansonsten geben wir den Kindern Geräte in die Hand, die zwar etwas kleiner sind, aber ansonsten wie die für Erwachsene.

Wir setzen darauf, dass wir die Kinder ermächtigen damit umzugehen. Zum Ermächtigen gehört, dass wir sie einweisen, danebenstehen, um eventuell zu korrigieren, und wir sie dann selbst machen lassen. Bei der Einweisung machen wir unsere Regeln klar, zum Beispiel unser Schnitz-ABC. Sobald eine dieser Regeln nicht beachtet wird, schreiten wir sofort ein und klappen die Messer zu. Wir haben hier manchmal Kinder, die beim Schnitzen aufstehen und vor einem anderen mit dem Messer herumfuchteln. Wir beobachten aber immer genau, was passiert, und sammeln dann manchmal auch die Messer wieder ein.

Wie stellt Ihr sicher, dass nichts Schlimmes passiert? Verwendet Ihr Werkzeug, das speziell für Kinder gemacht ist?

Holzschnitzen mit Kindern: was sollte man beachten?

Bevor die Kinder bei Naturabenteuer Niederrhein mit dem Schnitzen beginnen, erfahren sie, wie man richtig schnitzt und welche Regeln sie dabei beachten müssen.

Die Regeln des Schnitz-ABCs:

  • - Während des Schnitzens muss ich sitzen.
  • - Wenn ich meinen Sitzplatz verlasse, muss ich das Messer in die Scheide stecken.
  • - Ich schnitze immer in Richtung von mir weg.
  • - Ich achte darauf, dass zu meinen Nachbarn links und rechts von mir immer 1 Meter Abstand ist.

Wie geht Ihr mit Kindern um, denen der Umgang mit Axt oder Säge zu gefährlich erscheint?

Die Mehrheit ist neugierig, und die wollen das ausprobieren. Es gibt aber auch Kinder, die vor diesen Werkzeugen Respekt haben. Und dieser Respekt ist ja auch gut. Nur wenn es sich um Angst handelt, dann versuchen wir diese aufzubrechen. Dieses Aufbrechen der Angst geht über Ermächtigung, über die wir ja vorhin schon kurz gesprochen haben.

Wenn wir zum Beispiel merken, dass die Hand noch nicht die Motorik hat, um einen Schlag auszuführen, dann stellen wir uns hinter das Kind und machen das zusammen; also mit der Hand des Kindes und mit unserer Hand. Das ist dann eine wichtige Erfahrung, so dass es später Lust hat, es wieder einmal auszuprobieren.

Mit den eigenen Händen etwas zu schaffen, das bewirkt Selbstermächtigung und Selbstwirksamkeit. Diese Potentiale zu entwickeln, darum geht es uns auch, wenn wir mit Erwachsenen zusammenarbeiten; zum Beispiel bei unseren Outdoor-Erste-Hilfe-Kursen.

Wie sollten sich Eltern auf Notfallsituationen vorbereiten?

Bei einem Notfall leisten viele Menschen keine Erste Hilfe, weil sie Angst haben; weil sie nicht wissen, was sie tun sollen. Wir spielen daher in unseren Kursen mit Erwachsenen mehrere realistische Szenarien durch. In der Rolle von Vater oder Mutter erleben sie dann, dass ihnen die Nerven flattern und die Angst sie lähmt.

Es ist wichtig, dass sich Eltern damit konfrontieren, dass etwas passieren kann. Um auch in einer besonderen emotionalen Lage handlungsfähig zu sein, reicht der Erste-Hilfe-Kurs, den man vor vielen Jahren für den Führerschein gemacht hat, nicht aus. Man braucht Sicherheit; sei es, indem man sich selbst Wissen und Fähigkeiten angeeignet hat, oder indem man sich mit geeigneter Technik ausgestattet hat.

Im Wald sorgen Expertenwissen und klare Regeln für Sicherheit. Zuhause schützen das smarte Alarmsystem von Verisure und die Profis in der Notruf- und Serviceleitstelle Sie und Ihre Familie.

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