Kinder und Sicherheit
Sicherheit in der Küche: mit Kindern kochen
Kinder Küche sicher kochen

 

Sicherheit in der Küche: mit Kindern kochen

Kinder aus der Küche fernzuhalten, ist nach Ansicht von Andrea Smolka ein Fehler. Sie ist Gründerin und Inhaberin der Kinderkochschule Küchenpänz, und sie ist überzeugt, dass schon kleine Kinder beim Kochen mithelfen können.

Im Interview mit Verisure erzählt sie, warum Messer nicht die größte Gefahr in der Küche sind, wie sie mit gefährlichen Situationen umgeht und warum Eltern ihren Kindern vertrauen sollten.

  • Warum hast Du eine Kochschule gegründet, die nur für Kinder ist?

    Beim Essen geht es um Genuss und Geschmack. Als Ernährungsberaterin war ich es daher irgendwann leid, alles nur an Hand von Arbeitsblättern zu erklären. Ich möchte Kindern ermöglichen, das Zubereiten von Essen auszuprobieren und zu erleben.

  • Den meisten Kindern macht es Spaß, in der Küche dabei zu sein. Sie können auch viel mehr mithelfen, als man so denkt. Und sie wissen es sehr zu schätzen, wenn man ihnen dabei vertraut.

  • Meine Motivation ist: Wenn Kinder kochen lernen, dann können sie selbst darüber entscheiden, was sie essen. Wer nicht kochen kann, ist darauf angewiesen, was andere für einen kochen. Dann hat man auch nicht die Wahl, wie man sich ernähren möchte.

  •  

Was sind Küchenpänz?

Pänz ist im Rheinland die umgangssprachliche Bezeichnung für Kinder. Küchenpänz sind also Kinder in der Küche. In der Kochschule Küchenpänz lernen Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 15 Jahren, wie man kocht, sowie alles, was dazugehört – auch das Saubermachen.

Andrea Smolka gründete 2014 in Köln die Kinderkochschule Küchenpänz.

Wenn Kinder in der Küche sind, gibt es doch viele gefährlichen Situationen. Wie sollte man damit umgehen?

Ja, natürlich gibt es in der Küche gefährliche Situationen. Und zuhause kann es passieren, dass man als Erwachsener mal spontan raus muss und das Kind ist allein.

Genau deswegen ist es so wichtig, mit seinem Kind in Ruhe zu sprechen. Wenn man ihm erklärt, was in der Küche gefährlich ist, dann weiß es, wie es sich verhalten muss.

Die Alternative ist doch, dass man ständig Angst hat. Und aus lauter Angst hält mein sein Kind aus der Küche fern. Dann muss man aber ständig aufpassen, weil das Kind ja nicht weiß, was gefährlich ist.

Was sind Deiner Meinung nach die größten Gefahren beim Kochen?

Alle machen sich Sorgen wegen der Messer. Die halte ich aber nicht für so problematisch. Da gibt es meines Erachtens schlimmeres; zum Beispiel heiße Töpfe und Ofenbleche, an denen man sich schnell verbrennen kann.

Bei allen gefährlichen Situationen gilt aber meines Erachtens: sie sind nur dann gefährlich, wenn ich es dem Kind nicht erkläre. Ein Kind kann das ja noch gar nicht wissen. Und dann macht es Fehler.

Tipps für den Umgang mit heißem Fett und Dampf:

Kochendes Wasser und heißes Fett sind Gefahren, die man Kindern erklären muss. So macht es Andrea Smolka in ihrer Kinderkochschule:

Dampf von kochendem Wasser: Kinder rechnen nicht damit, dass heißer Dampf aus einem Topf kommen kann, wenn man den Deckel hochhebt. Da kann es schnell zu Verbrühungen kommen.
Den Deckel sollte man so hochheben, dass er zu einem hin gekippt ist. So geht der Dampf nach hinten ab. Am besten zeigt man das den Kindern, solange noch kein kochendes Wasser im Topf ist, und dann nochmals mit dem heißen Topf.

Spritzendes Fett: Um zum Beispiel ein Schnitzel in das heiße Fett der Pfanne zu legen, gehen Kinder intuitiv auf Abstand. Sie werfen das Schnitzel wie einen Ball hinein, und dann spritzt es erst recht. Damit es weniger spritzt, muss man nah ran gehen. Ich zeige den Kindern, wie sie mit der Hand direkt über die Pfanne gehen und das Schnitzel langsam hineingleiten lassen. Anschließend lege ich ein Spritzschutzgitter über die Pfanne. Das schützt vor Fettspritzern, der Herd wird weniger dreckig und man kann trotzdem sehen, was in der Pfanne passiert.

 

Und wie erklärt man einem Kind den richtigen Umgang mit dem Messer?

Es funktioniert nicht, einem Kind ein Messer in die Hand zu geben und zu sagen „Schneid mal die Möhre“. Da hat das Kind dann 100 Fragen im Kopf. Zum Beispiel hat es keine Ahnung, wie es das Messer halten soll, welche Bewegungen es machen soll und ob es Scheiben oder Würfel schneiden soll.

Man muss daher viel erklären, und wir hier bei den Küchenpänz zeigen auch viel. In den ganzen neun Jahren, seit wir hier mit Kindern kochen, hat sich noch keines einen Finger abgeschnitten. Und dass sich mal eines in den Finger schneidet, kommt sehr selten vor. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass das auch Erwachsenen immer wieder mal passiert.

Obst und Gemüse schneiden. Was sollten Kinder beim Umgang mit dem Messer beachten?

Damit Kinder gefahrlos mit einem Messer umgehen, hat Andrea Smolka von der Kinderkochschule Küchenpänz folgende Tipps:

  1. Das Messer: Wir zeigen welche Seite an der Klinge die scharfe ist, mit der wir schneiden.
  2. Festhalten des Messers: Ein Messer ist kein Stift. Daher legt man nicht den Finger auf die Klinge, sondern hält es am Griff mit allen Fingern der Hand fest.
  3. Brückengriff zum Festhalten des Lebensmittels, das man schneiden möchte: Man klemmt das Lebensmittel zwischen Daumen und Zeigefinger ein, sodass man mit dem Messer zwischen den Fingern gefahrlos schneiden kann.
  4. Das Lebensmittel möglichst stabil auf die Fläche legen: Um zum Beispiel eine Tomate in Scheiben zu schneiden, stellt man sie am besten auf die Seite mit dem Stilansatz, weil diese flacher ist.
  5. Keine Angst machen: Kinder wissen, dass Messer gefährlich sind. Doch Angst ist ein schlechter Ratgeber. Besser ist es, ihnen zu erklären, was sie beachten müssen, damit sie sich nicht verletzen.
  6. Das Alter des Kindes: Das Obst oder Gemüse muss hinsichtlich Größe und Härte dem Alter des Kindes angemessen sein. Eine Banane mit einem stumpfen Messer in Scheiben zu schneiden, können aber schon Zweijährige. Dabei lernen sie bereits, wie sie das Messer halten sollten.
  7. Mit einem Messer in der Hand herumlaufen: Wer mit einem Messer in der Hand in der Küche herumläuft, soll die Klinge nach unten halten.

Nachdem man dem Kind erklärt hat, wie es am besten mit dem Messer das Obst oder Gemüse schneidet, gibt man es ihm in die Hand und lässt es machen. Man kann dabei noch den einen oder anderen Hinweis geben, sollte ihm das Messer aber nicht wieder wegnehmen. Schon nach wenigen Minuten entwickeln Kinder dann eine gewisse Sicherheit, und man sollte sie dann damit alleine lassen.

Ein ganz wichtiger Tipp: Wenn das Ergebnis nicht so aussieht, wie man es sich vorgestellt hat, sollte man das akzeptieren!

Ein Kind schaelt eine Kartoffel

 

Sollten die Kinder sitzen oder stehen, wenn sie etwas schneiden?

Am Tisch zu sitzen ist in Ordnung; aber ich finde, dass Stehen die bessere Position ist. Je nach Alter des Kindes kann man dabei einen Lernturm oder ein Höckerchen vewenden, die man an die Küchenzeile heranschiebt.

Wie sollte eine Küche ausgestattet sein, um dort mit Kindern zu kochen?

In unserer Küche hier in der Kinderkochschule sieht es aus, wie bei jemandem zuhause. Wir benutzen die Gerätschaften, die man normalerweise auch hat. Wir haben keine Edelstahloberflächen oder Geräte, die man in der Gastronomie nutzt.

Tipps für die Ausstattung der Küche:

Damit Kinder sich nicht am Herd verbrennen, empfiehlt Andrea Smolka:

Herd mit Induktionsplatte: Sobald der Topf weggenommen wird, ist die Platte nicht mehr heiß.

Töpfe: Die Kinder sollten Töpfe am Henkel festhalten, wenn sie etwas darin umrühren. Daher sollten Töpfe verwendet werden, bei denen die Henkel und der Deckelknauf beim Kochen nicht heiß werden.

 

Was ist Dein wichtigster Tipp an die Eltern?

Kochen mit Kindern bedeutet, dass es länger dauert und dass mehr Dreck entsteht. Es klappt nicht, einem Kind etwas zu erklären, wenn man selbst gerade in Eile ist. Man sollte sich besser an einem Wochenende bewusst Zeit dafür nehmen. Doch diese Zeit ist eine gute Investition in die Zukunft.

Wer früh damit beginnt, seinem Kind zu zeigen, wie man in der Küche richtig hantiert, kann sich sicher fühlen. Meistens passiert dann was, wenn man als Vater oder Mutter unsicher ist, weil sich das auf die Kinder überträgt.

Besonders wichtig ist es mir, den Eltern in meinen Eltern-Kind-Kochkursen zu sagen, dass sie ihren Kindern vertrauen sollen; weil ihre Kinder etwas auch alleine machen können, wenn sie es gelernt haben.

Kinder fühlen sich in der Küche schnell sicher, wenn man ihnen viel erklärt und ihnen vertraut. Und für Notfälle können sich Eltern auf das smarte Alarmsystem von Verisure und die Profis in der Notruf- und Serviceleitstelle verlassen.

Mehr erfahren
 

Kinder und Sicherheit